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Schönes Verhalten bei Diskussionen und Meinungsunterschieden

Bismillah

In heutiger Zeit ist es wichtig, sich immer wieder eine Tatsache vor Augen zu führen:

Brüderlichkeit unter Muslimen hat zwei Teile:
1. Respekt vor dem anderen
2. dass man den anderen für Allah liebt


Diese Dinge steht manchmal auf dem Prüfstein, wenn zwei Muslime über ein islamisches Thema diskutieren und leider oft Rechthaberei dann im Vordergrund steht.

Einer der Imame der vier Rechtsschulen sagte einmal zu seinem Sohn: "Führe keine Streitgespräche über die Religion." Da sagte dieser: "Aber du hast doch auch Streitgespräche geführt."
Da entgegnete der Vater: "Als wir früher diskutierten, haben wir so darauf geachtet, den anderen nicht zu ärgern, dass wenn ein Vogel auf dessen Kopf sein würde, dieser nicht wegfliegen würde."

In einer Wissenschaft, wie "Ilm ar-Ridschal" (Wissenschaft der Überlieferer der Ahadith) ist es erlaubt, die schlechten Charaktereigenschaften eines Überlieferers zu erwähnen, da die Rechtschaffenheit des Überlieferers eine Voraussetzung für die Kategorisierung der betreffenden Überlieferung als sahih (d.h. gesunde Überlieferung) ist.
Trotzdem hat es der große Hadithgelehrte Buchari unterlassen, explizit so etwas zu benennen, und sagte einfach über einen betreffenden Überlieferer: "Seine Überlieferungen werden nicht genommen."

Von Jesus (Friede sei mit ihm) wird überliefert, dass er einmal zu einem über den Weg laufenden Schwein sagte: "Geh mit Frieden."

Und so achten die wirklichen, ehrenhaften Gelehrten darauf, ihre Zunge an schöne, und nicht schlechte Worte zu gewöhnen.


Bei einer Diskussion unter Muslimen, sei nun unter Einzelpersonen oder unter verschiedenen Bewegungen oder Parteien sollte man sich immer fragen, warum man diskutiert. Will man wirklich dem sich und dem anderen helfen, zur Wahrheit zu gelangen - oder will man nur Recht haben?!
Man sollte sich bewusst sein: Wenn der andere beleidigt wird, hat man eher dem Teufel geholfen, da der andere dann möglicherweise auch dann nichts annimmt, wenn es auch richtig sein sollte.

Genauso verhält es sich im größeren Zusammenhang zwischen Muslimen und Andersgläubigen. Wenn die Muslime mit den anderen in einem feindseligen Verhältnis leben, dann werden diese nur schwer das Wort der Wahrheit - den Islam - annehmen.


Ein paar praktische Tipps bei der Diskussion:
1. Vermeide es, dem anderen explizit zu sagen, dass er Unrecht hat - vorallem nicht, ohne irgendeinen Beweis für deine Aussage anzuführen. Sag ihm einfach, wie es richtig ist und führe die Beweise dazu auf. Er wird dann schon von selbst merken, dass er falsch lag, dir aber dann dankbar sein und nicht wie im ersteren Fall evtl. dir zürnen.

2. Vermeide es, allgemein Gruppen oder Volksangehörige schlecht hinzustellen und zu pauschalisieren. Also nicht etwa sagen: "Die Araber...", "Die Deutschen..." oder "Die Türken...". Denn es geht doch nicht um die Nationalität oder Identität, sondern um eine bestimmte Verhaltensweise. Ein bedeutender Dai sagte einmal: Die Menschen sind wie Kranke, drum hasst die Krankheit und liebt die Kranken.

...
Wenn jemand seine schlechten Charaktereigenschaften ablegt, bleibt seine Volkszugehörigkeit, deswegen braucht man zu Anfang, wenn er noch eine schlechte Charaktereigenschaft hat, ihn nicht über seine Nationalität, sondern über seine schlechte Charaktereigenschaft oder Handlungsweise negativ zu charakterisieren.
Dass man das Gute für einen Feind wünscht, ist die Verhaltensweise der Freunde Allahs (arab. auliya' Allah):
Im Quran heisst es: 20 Und es kam vom äußersten Ende der Stadt ein Mann gelaufen. Er sprach: „O mein Volk, folgt den Gesandten! 21 Folgt denen, die keinen Lohn von euch fordern, und die rechtgeleitet sind. 22 Und warum sollte ich nicht Dem dienen, Der mich erschaffen hat, und zu Dem ihr zurückgebracht werdet? 23 Soll ich etwa andere außer Ihm zu Göttern nehmen? Wenn der Allerbarmer mir ein Leid zufügen will, so wird mir ihre Fürbitte nichts nützen, noch können sie mich retten. 24 Dann befände ich mich wahrlich in einem offenkundigen Irrtum. 25 Ich bin Mu’min bzgl. eures Herrn; drum hört mich an.“(Sure Yasin, Verse 20-25)
Al-Qurtubi sagt hierzu (er erwähnt einen Bericht von Wahb): "Habib litt an Lepra und sein Haus befand sich am äußersten Stadtrand. Siebzig Jahre lang hatte er sich dem Götzendienst gewidmet. Er hatte zu seinen Götzen gebetet, daß sie sich seiner erbarmen und sein Leid von ihm hinwegnehmen mögen. Sie hatten ihm jedoch nicht geantwortet. Als er dann die Gesandten sah, und diese ihn zu Allah einluden, fragte er: "Gibt es irgendein Zeichen zum Beweis für das, zu dem ihr einladet?", worauf die Gesandten antworteten: "Ja! Wenn wir unseren Herrn, den Allmächtigen, bitten, so wird er dich von dem befreien, was an Übel auf dir lastet!" Da sagte er: "Dies ist fürwahr verwunderlich. Ich bete seit siebzig Jahren zu diesen Göttern, daß sie mich von meinem Übel befreien mögen, und sie sind nicht dazu imstande. Wie soll mich also euer Herr innerhalb eines einzigen Tages davon befreien?" Da sprachen sie: "Doch. Unser Herr ist imstande, das zu tun, was er will; und diese Götzen hier sind weder zu irgend etwas nütze, noch können sie dir schaden." Daraufhin wurde er Mu’min, und die Gesandten riefen ihren Herrn an, worauf Allah das, was auf ihm lastete, hinweg nahm. Als dann schließlich sein Volk beabsichtigte, die Gesandten zu töten, kam er eilends zu seinem Volk gelaufen und sprach zu seinem Volk die Worte, wie sie im Quran wiedergegeben sind."

Sie jedoch töteten ihn: Ibn Kathir berichtet von ibn Masud, dass dieser gesagt hat: "Sie traten ihn mit ihren Füßen nieder, bis seine Gedärme heraustraten; sodann sprach Allah zu ihm: *("Geh ein ins Paradies")*, worauf er ins Paradies eintrat, wo er eine schöne Versorgung erhielt - Allah hatte ja bereits das Leid und die Strapazen des irdischen Lebens von ihm hinweg genommen."

*(Er sprach: „O wenn doch mein Volk bloß wüßte, wie mein Herr mir vergeben und mich zu einem der Geehrten gemacht hat!“)*, d.h. als er dann ins Paradies einging und sah, in welcher Weise ihn Allah damit für seinen Iman und seine Standhaftigkeit beehrte, wünscht er, daß sein Volk von seinem jetzigen Zustand wüßte, um so von seinem wunderbaren Schicksal Kenntnis zu haben. Er sagt sinngemäß: „O wenn doch mein Volk nur den Grund wüßte, weswegen mein Herr mir meine Sünden vergeben und mich mit dem Eintritt in die Paradiesgärten beehrt hat.“
Ibn Abbas sagte:
"Er riet seinem Volk zum Guten, während er lebte, und er riet ihnen nach seinem Tode."
Abu-s-Suud sagte:
"Er wünscht sich, daß sein Volk von seinem Zustand wüßte, damit sie dadurch angespornt würden, nach dem Lohn Allahs zu streben, indem sie ihren Kufr bereuen und den wahren Din annehmen. Er folgt hier dem Brauch der Freunden Allahs, die zu ihren Feinden barmherzig sind."
(Diese Kommentare zu den Versen zur Sure Yasin ist dem DIdI-Download "Erläuterungen zur Sure Yasin" entnommen.
Eine diffamierende Erwähnung von Volksgruppen fördert Abneigung und Hass und der Prophet (s.a.s.) hat klar über diesen trennenden Nationalismus gesagt: "Das Motto der Dschahiliyya (d.h. dem Zeitalter der Unwissenheit)?! Lasst ihn, er ist übelriechend."

geschrieben am 20.11.2005
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Autor Samir Mourad

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