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Aqidaschulen

aus dem DIdI-Download "Die klassische islamische Literatur und deren Autoren"

Kap. 3.7 Aqida:

Im Folgenden werden verschiedene Aqida-Bücher vorgestellt - sowohl der salafitischen Aqidaschule als auch von Imam al-Asch'ari. Heute fanatisieren leider viele Muslime für die eine oder die andere Schule, wobei die meisten muslimischen sunnitischen Gelehrten der Ansicht sind, dass sowohl die asch’aritische und maturiditsische als auch die salafitische Aqidaschule sich alle klar innerhalb des sunnitischen Islams befinden. Die Unterschiede betreffen lediglich einige Punkte und sind nicht überzubewerten.
Jedoch möchten wir feststellen, dass viele dieser heutigen eher akademischen Diskussionen diesbezüglich wohl unnötig sind und die Muslime dadurch unnötig gespalten werden und damit auch stark an Effektivität bei der Bewältigung ihrer eigentlichen heutigen Aufgaben einbüßen.
Die asch'aritische Aqidaschule ist in einer Zeit entstanden, als die muslimische Umma vor über tausend Jahren mit der griechischen Philosophie konfrontiert wurde und eine theologische Antwort auf die damalige Herausforderung geben musste. Heute hat die Umma jedoch nicht in erster Linie dieses Problem, sondern vielmehr, dass die Umma gespalten und uneins ist – was auch auf eine – wenn man genauer hinschaut - unnötige theologische Spaltung zurückzuführen ist. Somit hat die Umma heute eine klare Schwäche auf der Ebene der Einheit wie auch auf materieller Ebene, was katastrophale Folgen wie Besetzung, Unterdrückung und Abwegigmachung z.B. durch Aufdoktruierung von Lehrplänen für muslimische Schüler von Seiten einer direkten oder indirekten Besatzungsmacht hat.
Was die Aqida betrifft, so kann sich der Muslim ebenso wie beim Fiqh durch die Argumente der einen oder der anderen Schule selbst ein Bild machen über einzelne Fragestellungen. Und genauso wie beim Fiqh ist die letztendliche Referenz immer der Quran und die Sunna des Propheten (Friede sei mit ihm).
Falls jemand sagen sollte, dass die Aqida sehr wichtig ist und nicht so leichtfertig behandelt werden darf, ist Folgendes zu antworten:
Im Falle der Aqida ist es vielmehr noch wichtiger als beim Fiqh, sich selbst Gedanken zu machen und nicht nur einer Aqidaschule blind und fanatisch zu folgen. Bekanntlich ist es verboten, bzgl. der absoluten Grundlagen der Religion, d.h. den Grundlagen der Aqida, taqlid zu machen. D.h. es genügt vor Allah z.B. nicht, dass man sagt: "Ich bin deshalb Muslim, weil mein Vater, dem ich vertraue, dass er schon das richtige macht, Muslim ist".

Zum Schluss dieser Einführung noch eine kleine Anmerkung: obwohl man an der modernen salafitischen (auch als wahabitisch bekannten) Bewegung einiges kritisieren kann wie z.B.

  1. eine äußerliche Behandlung des Fiqh, welche oft nicht den wirklichen Kern der islamischen Bestimmungen erfasst und kaum einen Schwerpunkt auf Charakterbildung setzt
  2. einer auf die arabische Kultur - bzw. der Kultur der arabischen Halbinsel - fixierte Darstellung des Islams, so dass der Anschein erweckt wird, dass man sich z.B. mit einem arabischen Gewand kleiden muss, um der Sunna des Propheten (s.a.s.) zu folgen und
  3. Intoleranz gegenüber anderen Anschauungen im Islam,
so ist zu sagen, dass gerade auf dem Feld der Aqida diese Bewegung einen großen Beitrag zur Rechtleitung der Umma geleistet hat, und dass auf dem Feld der Aqida diese Bewegung eine klare unverfälschte Form des Islams vertritt.